Jogi, schau nach Augsburg! - So lief die Zweite Liga 11FREUNDE

October 2024 · 4 minute read

Der FC St. Pauli muss sich der­zeit fühlen wie ein Dacia unter Trabis. Die braun-weiße Vollgas-Frak­tion gewann auch ihr drittes Spiel des Jahres und eroberte die Tabel­len­spitze in der MSV-Arena zu Duis­burg. 

Das 2:0 bei den Zebras war der nächste wütende Anlauf mit dem Ramm­bock gegen das Tor zu Liga 1, dessen Zarge sich immer mehr zu lockern scheint. Der MSV musste im Spit­zen­spiel, das seinem Ruf zwei­fellos folgte, froh sein, nicht schon zur Pause drei­stellig zurück­zu­liegen. Beson­ders die rechte Duis­burger Abwehr­seite war ver­lassen wie eine kali­for­ni­sche Gold­grä­ber­stadt, und das Team durfte sich beim glän­zend auf­ge­legten Keeper Tom Starke bedanken, dass es keine wei­teren Ohr­feigen für die Heimelf setzte. Coach Milan Sasic mochte gar nicht mehr hin­sehen, ver­steckte sein Ant­litz hinter den Händen und quälte sich wohl mit dem Zitat seines Vor­gän­gers »Zar« Peter Neururer im Kopf, der Pauli im Vor­feld der Partie als stärkstes Team der Liga bezeichnet hatte.

Die Pau­lianer bestä­tigten das über weite Stre­cken – und zele­brierten sich selbst. Allen voran Marius Ebbers, der an alter Wir­kungs­stätte das 1:0 mar­kierte und beim Jubel hum­pelnd auf den ver­letzt draußen sit­zenden Mit­spieler Fabian Boll zulief. »Das war abge­spro­chen, aber meis­tens ver­gesse ich sowas«, gestand Sym­path Ebbers im Sky-Inter­view nach der Partie. Diesmal ließ ihn sein Gedächtnis aber genauso wenig im Stich wie sein Tor­rie­cher – zwölf Mal netzte »Ebbe« in dieser Saison schon ein.

Ahlener Restrasen

Ebbe-artige Zustände herrschten auch im Ahlener Wer­se­sta­dion: Der mat­schige Unter­grund lud eher zu einer gemüt­li­chen Watt-Wan­de­rung als zum Fuß­ball spielen ein. Den­noch: Im Gegen­satz zu den Grün­flä­chen in Ros­tock und Karls­ruhe, wo die Par­tien jeweils aus­fielen, musste der Ahlener Restrasen 90 Minuten Ball­sport über sich ergehen lassen. Und der war den Umständen ent­spre­chend halb­wegs ordent­lich. Es fiel sogar ein Tor! Das ist auch des­halb erwäh­nens­wert, weil die Ahlener zuvor erst dreimal daheim getroffen hatten. Der ent­schei­dende Ein­schuss fürs Müns­ter­länder Schluss­licht gegen Ober­hausen gelang Neu­zu­gang Momar N’Diaye nach dem Eck­ball eines wei­teren Neuen. Und dieser trägt den wohl sach­ge­rech­testen Namen für einen Fuß­baller seit Günter Netzer und Dirk Bremser: Junior Ollé Ollé!

Wenig zu jubeln hatten die Ober­hau­sener Fans, ins­be­son­dere die Mit­glieder, schon im Vor­feld der Schmach an der Werse gehabt. Der Klub sorgte für miese Stim­mung, da das neue Ver­wal­tungs­system allen RWO-Mit­glie­dern die gesamten Jah­res­bei­träge von den Konten abbuchte – auch bei denen, die eigent­lich nur quar­tals­weise zahlen wollten. Eine Sauerei, wie der Anhang zu Recht fand. Nach wüsten Beschimp­fungen im Online-Forum nahm der Verein sel­biges sogar bis zum Anpfiff in Ahlen vom Netz. Viel­leicht nicht gerade die beste Wer­bung für die Kampagne»„Wir geben alles«, mit der die Rhein­länder schnellst­mög­lich eine Mit­glie­der­zahl von 1904 – dem Grün­dungs­jahr – errei­chen wollen…

Alles geben, das wollten auch die Cott­buser bei ihrem Aus­wärts­auf­tritt in Fürth. Dieses Vor­haben setzten sie zwar in die Tat um und boten den auf­stre­benden Franken lange Paroli. Doch statt der Trend­wende gab es, wie schon in der Vor­woche gegen Duis­burg, die späte Ernüch­te­rung. Fürths Chris­to­pher Nöthe don­nerte das Spiel­gerät in letzter Sekunde traum­haft ins Gehäuse von Ger­hard Tremmel. Wahn­sinn!

Doch die Zuschauer kamen nicht nur beim Ver­folgen der sehens­werten Partie, son­dern auch beim Beob­achten der beiden Übungs­leiter auf ihre Kosten: Die beiden Heiß­sporne Pelé Wol­litz und Mike Büs­kens lie­ferten sich über 90 Minuten packende Zwei­kämpfe im Ange­spannt-Hüpfen, Ver­zwei­felt-Haa­re­raufen und Hilflos-Zucken bei den bei­der­seits zahl­reich aus­ge­las­senen Groß­chancen.

Ein Satz kalte Ohren

Nur zuschauen durfte im übrigen auch Energie-Mit­tel­feld­mann Sta­nislav Angelov. Der hatte sich ver­gan­genen Montag gegen den MSV eine der wohl spek­ta­ku­lärsten Ver­let­zungen der Bun­des­liga-Geschichte zuge­zogen: Eine »schmerz­hafte Unter­küh­lung am Ohr«, wie es offi­ziell hieß, setzte den Bul­garen außer Gefecht. 

Bei­nahe im Gefechts­zu­stand befanden sich am Sonn­tag­nach­mittag meh­rere Poli­zei­ein­heiten in Baden-Würt­tem­berg. Der Grund: Die Partie des Karls­ruher SC gegen 1860 Mün­chen war erst gut zwei Stunden vor dem geplanten Anstoß abge­sagt worden, weil der Tri­bü­nen­be­reich im Wild­park zum Teil ver­eist und das Betreten somit offenbar ver­dammt gefähr­lich war. Einige der rund 3000 ange­reisten Sechzig-Fans ver­grellte die Absage der­maßen, dass sie sich wei­gerten, den Sta­di­on­be­reich wieder zu ver­lassen. Im Stutt­garter Haupt­bahnhof sahen sich Beamte angeb­lich sogar gezwungen, ihre Knüppel gegen die Hoo­li­gans ein­zu­setzen.

Ohne Knüppel kam der FC Augs­burg im Duell gegen Bie­le­feld aus. Die Fug­ger­städter hatten schließ­lich in Michael Thurk die aktuell gefähr­lichste Waffe der Liga im Halfter. Der Mann der Stunde arbei­tete sich mit seinen zwei Tref­fern rauf zur zur 100-pro­zen­tigen Tor­quote – 19 Buden in 19 Spielen. Dabei ließ er Bie­le­felds Dritt-Tor­wart Niklas Hart­mann eine ordent­liche Brise Zweit­liga-Luft schme­cken. Der arme Tropf, der nach Rouwen Fer­nandez‘ Ver­let­zung in der 13. Minute seinen ersten Profi-Ein­satz erlebte, musste sich gleich zweimal vom kalt­schnäu­zigen Thurk düpieren lassen. Arminen-Trainer Gerstner for­derte anschlie­ßend unum­wunden: »Thurk muss mit zur WM!« 

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