Die Nostalgiewelle schwappt durchs Land, Freddy Quinn dreht Filme und Kati Witt hüpft im FDJ-Hemdchen über die Mattscheibe. Da kann der Fußball natürlich nicht hinten anstehen und marschiert fröhlich zurück in die Achtziger. Nicht, dass plötzlich die Fankutte wieder salonfähig geworden wäre, dafür aber ist der Platzsturm wieder in Mode. Letztes Beispiel: Beim Spiel zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC spurteten gleich zwei Fans auf den Platz. Was sie dort wollten? Der eine grabschte wild nach dem Ball, der andere wurde von Ordnern niedergerungen. Und das weckte doch Erinnerungen. In den Achtzigern liefen Fans nämlich ständig auf den Rasen. Mal suchten Mofarocker Streit, oft jedoch spurteten Fans auch einfach nur zum Mittelkreis, warfen sich dort auf die ausgebreitete Fahne und boten muslimische Gebetsgesten dar. Doch dann wurden die Zäune höher und Sicherheitskameras hielten Einzug. Die Gewissheit, per Standgericht zu langjährigem Stadionverbot verurteilt zu werden, dämpfte die Motivation doch arg. Doch ganz fort war der Platzsturm nie. 1999 rannte der stadtbekannte Flitzer Ernie beim Bundesliga-Kick zwischen Bielefeld und Mönchengladbach auf den Rasen. Eine Hundertschaft Ordner führte den Nackedei anschließend ab, ein Journalist mutmaßte, die Sicherheitsleute hätten ihn am liebsten gefoltert. Oliver Kahn hingegen klatschte bei einem Pokalspiel bei den Werder-Amateuren ganz entspannt ab, als ein nackter Fan mit baumelndem Gemächt auf ihn zustürmte. Nun also werden wieder jedes Wochenende Fans den Zaun überspringen. Und als nächstes steht dann wirklich das große Kutten-Revival an.
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